Warum Europa und Amerika auf eine neue Tyrannei zusteuern

Vladimir Palko
Aus dem Slowakischen von Sylvia Neisser Kov
gebunden, 504 Seiten
Kisslegg 2014 (fe-medienverlag) 2014- 06-09

Der Verf., slowakischer christdemokratischer Politiker, Von 2002-2004 Innenminister seines Landes, gibt dem ersten Kapitel seines Buches den Titel „Lieber Kommunist als Christ, sowohl im Warschauer Pakt wie in der Europäischen Union“ (S. 13). Dies ist der Leitfaden für das gesamte Werk. Die im J. 2004 erfolgte Ablehnung von Rocco Buttiglione für das Amt des EU-Kommissars für Justiz und Inneres von seiten des EU-Parlaments markiert einen Meilenstein in der Politik der EU. Die Gründe dafür lagen nicht in der vermeintlichen Inkompetenz des Kandidaten, sondern in seiner christlichen Gesinnung. Zur gleichen Zeit wurden ehemalige Mitglieder der kommunistischen Parteien Osteuropas zu EU-Kommissaren berufen.
V. Palko spannt einen weiten Bogen zwischen dem Marxismus und der heute herrschenden Gender-Ideologie. „Der Kommunismus wurde in Brüssel geboren“ (S. 34), wo Marx und Engels das Kommunistische Manifest vorbereiteten. In Westeuropa organisierten sich marxistische Parteien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die bolschewistische Revolution (1917) übernahm die Macht in Rußland und damit begann ein Terrorregime ohnegleichen in diesem Riesenland. Die kommunistische Weltrevolution fand nicht statt, aber in Westeuropa und den USA sympathisierten bekannte Intellektuelle mit der kommunistischen Ideologie. Der italienische Marxist Antonio Gramsci (1891-1936) erfand einen besseren Weg für den Kommunismus im Westen: den Marsch durch die Institutionen. Die Kommunisten sollten sich infiltrieren in die Kultur und den Staatsapparat, um die Machtübernahme zu ermöglichen. Der Verf. beschreibt dieses Bestreben und nennt dabei Namen von Personen, die auf einflußreichen Posten standen.
Nach dem Zerfall des Kommunismus in Osteuropa kam es zu einem Konsens zwischen den Postkommunisten im Osten (die sich nun in Sozialdemokraten umbenannten) und den vom Marxismus beeinflußten Linken im Westen in drei Punkten: 1. Die Liberalisierung der Abtreibung. Es war die Sowjetunion der erste Staat, der die Abtreibung legalisiert hat. 2. Die postkommunistische Linke im Osten übernahm die Kulturagenda der westlichen Linken. Im Westen waren die Ideen der Frankfurter Schule, die Marxismus mit dem Freudianismus verband, schon verbreitet. Der Osten bewahrte bis zur Wende eine strengere Sexualmoral und blickte mit Verachtung auf Homosexualität, Pornographie und ähnliches. 3 Das Christentum soll weiterhin bekämpft werden. Deshalb wird auch die Immigration aus islamischen Ländern nach Europa unterstützt. Zu den Linken gesellten sich die Liberalen, mit deren Hilfe die Gesetze zur Liberalisierung der Abtreibung und der Sexualmoral durchgesetzt wurden. Die linksliberale Allianz setzt sich bis heute fort im EU-Parlament wie in den nationalen Parlamenten.
Aber nicht nur von Gegnern des Christentums kamen die Angriffe auf die Moral, sondern auch von „Sexy- Katholiken in Amerika“ (S. 119). Der katholische Präsidentschaftskandidat J. F. Kennedy unterschied in seiner berühmten Rede in Houston 1960 zwischen seiner privaten religiösen Haltung und der Verantwortung des Politikers, der seine Ansichten anderen nicht aufzwingen möchte. Er ahnte nicht die Folgen dieses Unterschieds, der in der Folgezeit katholischen Politikern als Entschuldigung diente, wenn sie Abtreibung und Homo-Lobby unterstützten. In Europa, wo im Gegensatz zu Amerika schon Parteien existierten, die das Christentum direkt in den Namen ihrer Parteien aufgenommen hatten, kam es zu einer ähnlichen Erosion der öffentlichen Moral. Die Ereignisse, die der Verf. aufzählt, sind zum guten Teil allgemein bekannt. „In Europa hat sich eine Kultur entwickelt, die nicht nur das Christentum radikal negiert, sondern auch die religiösen und ethischen Traditionen der Menschheit“ (Josef Ratzinger – S. 243). Das Buch dokumentiert eine Vielzahl von Fällen, in denen Parlamente und Regierungen Gesetze bzw. Beschlüsse verabschiedeten im Bereich des Anfangs und Endes des menschlichen Lebens (Abtreibung und Euthanasie) sowie der Sexualität. Dies gilt auch für die Gerichte, die bestehende Gesetze – im Gegensatz zu ihrem ursprünglichen Sinn – umdeuten: so z.B. bei der sog. „Homo-Ehe“. Die supranationalen Institutionen, EU, Europarat und die Vereinten Nationen, fördern die Abwärtsbewegungen in Richtung Dekadenz. Manche Kritiker der „Homo-Ehe“ sind schon vor Gericht gelandet und verurteilt worden.
Das Bild der heutigen anthropologischen Revolution, das V. Palko gezeichnet hat, soll nicht zur Resignation verleiten. Der Christ ist „zum Kampf geboren“ (S. 479). Dazu gibt der Verf. „Zehn Gebote – Ratschläge“ (S. 480– 488). Die wichtigsten sind: „Sagen Sie die Wahrheit, sie wird Sie frei machen!“ Man muß die gesellschaftliche Wirklichkeit zur Kenntnis nehmen. – „Rüsten Sie sich mit Argumenten aus!“ Sachliche Informationen sind unentbehrlich im Disput mit Andersdenkenden. – „Bereiten Sie sich auf das Martyrium vor!“ Es geht nicht um Blutvergießen, selten um Gefängnisstrafen, wohl aber um Verleumdungen in den Medien und Benachteiligungen im öffentlichen Leben. – „Vernetzen Sie sich untereinander, kommunizieren Sie untereinander, handeln Sie gemeinsam!“ Dies gilt besonders bei öffentlichen Auftritten, Petitionen sowie Demonstrationen. – Zum Schluß gilt: „Fürchtet euch nicht!“ Der Herr ist mit uns. Ideologien und politische Systeme – zuletzt der Kommunismus im Ostblock – sind gescheitert, die Kirche Jesu hat überlebt und wird überleben.
Das Buch liefert eine Menge von Informationen zur heutigen geistigen Situationen in der westlichen Welt. Empfehlenswert für alle, die auf dem aktuellen Wissensstand sein möchten.
Dr. Alexander Desecar